G.I. Gurdjieff
Georges Ivanovitch Gurdjieff wurde ca. 1870 im Kaukasus, Kreuzungspunkt der Kulturen und Traditionen des Orients und des Westens, geboren, wo sich Sitten und Gebräuche in Jahrhunderten wenig verändert haben. Er genoss eine religiöse und wissenschaftliche Ausbildung zugleich.
Auf seine Fragen: Wer bin ich? Warum bin ich hier? fand er jedoch weder in der Religion noch in der Wissenschaft eine Antwort.
Er vermutete, dass sich die Wahrheit hinter den Überlieferungen religiöser Traditionen und den seltsamen Mythen und Legenden verbarg, die er von seinem Vater, einem traditionellen Barden oder „Ashockh“, kennengelernt hatte. Mit gleichgesinnten Gefährten machte er sich auf, um in Asien und Afrika die Wahrheit, die er suchte, zu finden. Er lernte viele Sprachen und Handfertigkeiten, um seine Reisen zu finanzieren.
Sein Buch „Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen“ erinnert an die Jahre seiner Heranbildung und ersten Erfahrungen als Suchender. Darin berichtet er, wie ihn seine Frage nach dem Sinn des Lebens auf die Spuren eines alten Wissens brachte, die ihn zu abgeschiedenen Gemeinschaften im Nahen und Fernen Osten führten, wo er dieses Wissen empfing.
1912 erschien er in Moskau und Sankt Petersburg und führte einen interessierten Kreis in diese unbekannte Lehre ein. Eine Lehre, die weder religiös noch philosophisch, sondern praktischer Natur ist und gelebt werden muss. Er bezeichnete sie als den Vierten Weg.
Die Unruhen der Revolution zwangen ihn schließlich, Russland zu verlassen
und nach einer langen Odyssee ließ er sich 1922 in Frankreich nieder. Er eröffnete ein Institut, um seine Lehre in die Praxis umzusetzen. Später verfasste er eine Reihe von Büchern, um den Kern seiner Überlieferung darzustellen.
Er organisierte in Frankreich und in den Vereinigten Staaten Vorlesungen und Vorführungen der Heiligen Tänze und rhythmischen Bewegungen, die als Gurdjieff Movements bekannt wurden.
Während des zweiten Weltkrieges unterbrach er diese Aktivitäten und konzentrierte seine Arbeit in Frankreich. Seine Bücher wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und die Musik, die er mit Thomas de Hartmann komponierte, wurde veröffentlicht.
Gurdjieff in Deutschland
Auf der Flucht vor der Russischen Revolution kam er schließlich 1919 mit einer kleinen Gruppe nach Deutschland, wo Alexander de Salzmann ihn zur Bildungsanstalt von Jacques Dalcroze führte, der ihn einlud, sich in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden niederzulassen. Dort hatte de Salzmann 1916 ein Bühnenbild für eine Aufführung einer Oper mit der Tanzform der Rhythmik nach Jacques Dalcroze kreiert. Gurdjieff fuhr mit einer kleinen Gruppe Vertrauter per Eisenbahn nach Berlin, und es fanden erste Lesungen statt. Er versuchte sein geplantes Institut in Hellerau anzusiedeln, was aus verschiedenen Gründen nicht gelang. Jeanne de Salzmann und weitere Schülerinnen von Jacques Dalcroze waren maßgeblich an der Entwicklung der Movements beteiligt, in die viele Elemente der Rhythmik einflossen. Als Gurdjieff weder in Berlin noch in Hellerau eine Heimat fand, zog er weiter nach Frankreich, wo er sein Institut eröffnete.