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Mme Ouspensky

Madame Ouspensky (1878 – 1961)

Sophia Grigoriewna Wolochine wurde in Kharkov in der Ukraine geboren. 1916/17 stellte P. D. Ouspensky sie Georges Ivanovitch Gurdjieff vor. Bekannt als Mme Ouspensky war sie ein frühes Mitglied der St. Petersburger Gruppe und blieb lebenslang eine loyale Schülerin. Sie war eine der sechs Schüler, die G.I. Gurdjieff im Institut für die Harmonische Entwicklung des Menschen in der Prieuré zu Assistenten bestimmte. Später schickte er sie zur Unterstützung Ouspenskys nach England, wo sie ihre eigenen Schüler hatte. 1941 begab sie sich nach Amerika, dort lehrte sie – trotz großer gesundheitlicher Probleme – auf der Franklin Farm in Mendham, New Jersey bis zu ihrem Tod am 30. Dezember 1961.

Im Februar 1918 ging G.I. Gurdjieff nach Essentuky und Mme Ouspensky und 40 weitere Schüler folgten ihm. Im darauf folgenden Jahr, als G.I. Gurdjieff nach Tiflis, Georgien aufbrach, blieb sie mit ihrer Tochter und P. D. Ouspensky in Essentuky. Später, im Februar 1920, begaben sie sich nach Konstantinopel. Als Georges Ivanovitch Gurdjieff und seine Schüler dorthin kamen, machte sie ihre Loyalität sehr deutlich: „Ich behaupte nicht, dass ich Georges Ivanovitch verstehe. Für mich ist er ein Unbekannter. Alles, was ich weiß, ist, dass er mein Lehrer ist und dass es mir weder zusteht, ihn zu beurteilen, noch für mich nötig ist, ihn zu verstehen. Niemand kennt den wahren Georges Ivanovitch, denn er verbirgt sich vor uns allen. Der Versuch, ihn zu erkennen, ist nutzlos, und ich lehne jegliche Diskussion über ihn ab.“

1931 begab sie sich nach England und lehrte in Lyne Place in Surrey „Dies war Mme Ouspenskys Beitrag zu der Gurdjieff Arbeit in England. Nach und nach nahm sie die Zügel in die Hand und gestaltete die Arbeit so, wie Gurdjieff sie in Fontainebleau geschaffen hatte.“ (übersetzt aus James Webb, The Harmonious Circle)

1941 errichteten die Ouspenskys eine Schule für die innere Arbeit auf der Franklin Farm in Mendham, New Jersey. P. D. Ouspensky verbrachte viel Zeit in New York bei Vorlesungen und beim Schreiben, während Mme Ouspensky die Gemeinschaft in Mendham führte. Ende 1942 war sie gesundheitlich so beeinträchtigt, dass sie die meiste Zeit im Bett verbringen musste. Trotzdem leitete sie immer noch die Aktivitäten und lehrte ihre Schüler die wichtigsten Prinzipien der praktischen Arbeit. Im Unterschied zu ihrem Mann legte Mme Ouspensky sehr viel Wert auf die Movements und achtete darauf, dass sie sowohl auf der Franklin Farm als auch in Lyne Place unterrichtet wurden.

Als P. D. Ouspensky 1947 starb, gab Mme Ouspensky nicht nur dessen Schülern (es waren allein in London über Tausend), sondern auch ihren eigenen den Rat, nach Paris zu Georges Ivanovitch Gurdjieff zu gehen. Unter ihnen waren z.B. Lord John Pentland und Christopher Fremantle. Wegen des Krieges und wegen Ouspenskys Verbot, über Gurdjieff zu sprechen, war vielen nicht einmal klar, dass er noch am Leben war, oder sie hatten befürchtet, er sei krank oder senil geworden.

Als Georges Ivanovitch Gurdjieff im Winter 1948/49 nach New York kam, besuchte er Mme Ouspensky auf der Franklin Farm. Später schickte sie G.I. Gurdjieff ein Kapitel von P. D. Ouspenskys Manuskript Fragmente einer unbekannten Lehre und fragte, ob es veröffentlicht werden sollte. Als er es las, sagte G.I. Gurdjieff: „Es ist sehr genau, ein gutes Gedächtnis, so war es.“ Er beauftragte sie es zu veröffentlichen, allerdings sollte sie damit warten, bis sein eigenes Buch Beelezebubs Erzählungen für seinen Enkel erschienen sei. Sie veröffentlichte die Fragmente in Amerika unter dem Titel Auf der Suche nach dem Wunderbaren. J. G. Bennett sagte von Mme Ouspensky: „Von all den bemerkenswerten Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe, sticht Mme Ouspensky schon allein durch ihre Zielstrebigkeit und das unbeirrbare Verfolgen ihres Ziels hervor... Sie würde nie etwas tun, was über ihr eigenes Verständnis oder ihre Kräfte hinausgeht“. Sie sagte von sich: „Madame ist kein Lehrer, sie betrachtet sich allzeit als Kindergärtnerin, die Kinder für die Schule vorbereitet.“

Kenneth Walker sagte über sie: „Madame Ouspensky, die nach 1924 immer wichtiger für die Arbeit ihres Mannes wurde, besaß die spezielle Begabung, unter die Oberfläche zu schauen und uns zu zeigen, was sie dort entdeckt hatte. Manchmal verglich sie unsere Persönlichkeiten mit großen heißluftgefüllten Gebäckstücken, die wir betulich mit uns herumtragen in der Hoffnung, dass sie gebührend bewundert werden. Dieser Vergleich war besonders treffend, denn die Kruste unserer Gebäckstücke ist so dünn, dass sie bei der leisesten Berührung in sich zusammenfällt. Darin zeigt sich, wie leer wir innen sind.“ (übersetzt aus Kenneth Walker: A Study of Gurdjieff’s Teaching)

Robert de Ropp erinnert sich an Gespräche mit Mme Ouspensky, wo sie sagte: „Alle Arbeit basiert auf Wachsamkeit. Der Mensch, der arbeitet, realisiert, dass er eine Maschine ist und Angst vor seiner Maschine hat. Deshalb ist er wachsam. Studieren Sie sich als eine Maschine, in der die unterschiedlichsten Prozesse stattfinden.“
„Für Bewusstsein ist eine gesammelte Aufmerksamkeit notwendig. Aufmerksamkeit ist wie Öl in der Lampe. Bewusstsein ist das Licht. Wo Bewusstsein ist, sind die Dinge beleuchtet.“