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Jane Heap

Jane Heap (1883 – 1964)

Jane Heap wurde 1883 in Topeka, Kansas, als Tochter eines englischen Vaters und einer norwegischen bzw. lappländischen Mutter geboren. Sie wuchs auf dem Gelände einer Irrenanstalt auf, wo ihr Vater als Wärter arbeitete. Als junge Erwachsene besuchte sie das Art Institute of Chicago und wurde Mitglied des Maurice Browne’s Chicago Little Theatre, einer zur damaligen Zeit bahnbrechenden avantgardistischen Theatergruppe.
Sie war Verlegerin, Herausgeberin und trug zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend zur Entwicklung und Verbreitung der literarischen Moderne in den USA und Europa bei. Von 1914 bis 1929 gab sie mit Margaret C. Anderson die avantgardistische Literatur-Zeitschrift The Little Review heraus. Das Motto der Zeitschrift war: „Keine Kompromisse mit dem Publikumsgeschmack!“. Sie veröffentlichte Artikel von solch einflussreichen Schriftstellern wie James Joyce, Ezra Pound, Gertrude Stein, T.S. Eliot, Ernest Hemingway, Hart Crane und William Butler Yeats. Heap schrieb auch selbst Beiträge, die für ihre „schneidende Kritik und trockenen Kommentare“ bekannt waren. Anderson und Heap prägten weiterhin als Herausgeberinnen die Zeitschrift, obwohl sie dadurch in Anspruch genommen waren, dass Jane Heap die Neffen von Margaret Anderson, Fritz und Tom Peters, adoptiert hatte. Heap führte ein Leben zwischen New York und Paris, wo sie einen herausragenden Platz in der künstlerischen und literarischen Emigrantenszene innehatte.

Heap und Anderson lernten A.R. Orage bei ihren literarischen Zirkeln kennen, und er führte sie 1924 zur Arbeit und zu Georges Ivanovitch Gurdjieff selbst, als dieser New York besuchte. Heap war sofort von dessen Lehre der Selbst-Umwandlung angezogen, und 1925 übersiedelten sie und Anderson in G.I. Gurdjieffs Institut für die Harmonische Entwicklung des Menschen vor den Toren von Paris. Mit G.I. Gurdjieffs Erlaubnis begann sie 1927 Frauen-Gruppen in Paris zu leiten. Zwei Jahre später entschloss sie sich, die Herausgabe von The Little Review einzustellen, um sich ganz der Arbeit zu widmen. Durch Heap wurde G.I. Gurdjieff in der Emigranten-Künstler-Szene gut bekannt. 1935 beauftragte Georges Ivanovitch Gurdjieff Heap, nach London zu gehen, um dort eine neue Arbeits-Gruppe zu führen. Georges Ivanovitch Gurdjieff leitete von da an diese Gruppe, die sich „The Rope“ nannte. Er bestimmte Elizabeth Gordon zu deren Sekretärin, die anderen Mitglieder waren Kathryn Hulme, Alice Roher, Solita Solano, Louise Davidson, Margaret Anderson und Georgette Leblanc.
Heap blieb bis zum Ende ihres Lebens in London und etablierte sich dort als eine wichtige Lehrerin von Gurdjieffs Viertem Weg. Sie suchte G.I. Gurdjieff regelmäßig in Paris auf. Sie stellte ihm noch ihre Schüler vor, bevor er 1949 starb.
Als sie sah, wie angespannt sie waren, beruhigte sie sie: „Was immer passiert, was auch immer er sagen wird, ich stehe hinter euch“. Die Warnung war unnötig. Nach ihrer ersten gemeinsamen Mahlzeit sagte Georges Ivanovitch Gurdjieff: „Habt keine Angst mehr. Ihr seid hier zu Hause. Ich bin Euer neuer Vater“. Beim Lunch und beim Dinner gab es Toasts und Unterweisungen, die wie gewöhnlich indirekt und unmerklich gegeben wurden, und ganz unerwartet kam eine humorvolle Stimmung auf. Jemand erinnert sich: „Subtile Scherze, anspielungsreiche Witze, das stürmische Gelächter, das manchmal den ganzen Raum ausfüllte, all das verjagte die unerträgliche Spannung.“ Der Magier am Werk.
Jane Heap veröffentlichte nie ein Buch über den Vierten Weg, aber sie wird erwähnt in Margaret Andersons Biographien und in deren Buch The Unknowable Gurdjieff sowie in Fritz Peters Eine Kindheit mit Gurdjieff und in Kathryn Hulmes Undiscovered Country.

Jane Heap starb 1964 an den Folgen von Diabetes.
Nach ihrem Tod trugen einige ihrer Schüler eine Sammlung ihrer Aphorismen zusammen, so z.B.:
„Liebe deine Feinde – sie könnten dir die Wahrheit sagen“.
„Wirkliches Wünschen ist organisch. Wünschen ist eine Bewegung zu etwas“.
„Wachsen des Verstehens wird Hunger nach Sein“.
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